Logopädie

Logopäden untersuchen und behandeln Menschen jeden Alters mit Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. Die Logopädie ist ein Heilmittel und wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt (weitere Informationen unter www.dbl-ev.de).

Bei vielen Kindern mit 5p-minus-Syndrom gibt es Probleme mit dem Saugen und Schlucken, bzw. bei der Koordination von Atmen-Saugen-Schlucken. Bei älteren Kindern gibt es häufig Probleme mit dem Kauen. Hier kann ein Logopäde, der auf dieses Thema spezialisiert ist (zum Beispiel durch die Zusatzausbildung „Fachtherapeut für Störungen der Nahrungsaufnahme bei Säuglingen und Kindern“, oder der mit der Zusatzausbildung „Dysphagie bei Kindern“ oder der Zusatzausbildung „Castillo-Morales®-Therapeut“), helfen.

Das Castillo Morales®-Konzept

Das Castillo Morales®-Konzept ist ein umfassendes, neurophysiologisch orientiertes Therapiekonzept. Der Therapeut arbeitet ganzkörperlich, so werden zum Beispiel die Füße und Hände als wichtige Tastorgane mit einbezogen. Diese Methode dient der therapeutischen Unterstützung von Kindern und Erwachsenen bei der Bewältigung ihres Alltags und begleitet sie auf ihrem Weg zum eigenständigen Handeln. Entwickelt und begründet wurde es von dem Rehabilitationsarzt Dr. Rodolfo Castillo Morales.

Ziele sind die Erhöhung der Selbständigkeit und die Ausweitung der Eigeninitiative durch Erweiterung der verbalen und nonverbalen Kommunikationsmöglichkeiten, Unterstützung der elterlichen Kompetenzen, Verbesserung der aktiven Aufrichtung und Bewegung durch Unterstützung der sensomotorischen Entwicklung „vom Liegen zum Stehen zum Laufen“, Förderung der unterschiedlichen Wahrnehmungsbereiche, Aktivierung und Regulierung aller orofazialen Funktionen, die für genussreiches und selbstbestimmtes Essen und Trinken in unterschiedlichen Altersgruppen benötigt werden (Saugen, Schlucken, Kauen, Kontrolle des Speichelflusses) und das bestmögliche Vermeiden von sekundären Pathologien.

Das Castillo Morales®-Konzept ist ein Konzept das von Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden angewandt wird. Therapeuten können unter www.castillomoralesvereinigung.de gesucht werden.

Unterstützte Kommunikation

Die meisten Kinder mit 5p-minus-Syndrom haben auch große Probleme mit dem Spracherwerb, hier bleibt oft die Sprachproduktion weit hinter dem Sprachverständnis zurück. Ziel ist bei der logopädischen Therapie zwar die Lautsprache, aber zur Unterstützung der Kommunikation und zur Ermöglichung von eigener Sprachkompetenz sollten schon frühzeitig unterstützende Methoden einbezogen werden.

Man weiß heute, dass unterstützende Methoden sehr förderlich für den Spracherwerb und die Kommunikation sind und keinesfalls, wie früher häufig argumentiert, die Lautsprache zurückdrängen würden.

Im Folgenden werden einige wichtige Methoden vorgestellt:

GuK (Gebärden unterstützte Kommunikation)

GuK wurde von Frau Professor Etta Wilken konzipiert und ist gut nachahmbar.

Vorteil ist hierbei, dass die Kommunikation mit Gesten unterstützt wird, das Kind also sein Handwerkszeug immer bei sich hat. Die Gebärden sind gut verständlich und können sehr gut auch vom Umfeld (Familie, Kindergarten, Freunde, Schule) erlernt und angewandt werden, so dass das Kind in allen wichtigen Lebensbereichen „mitreden“ kann.

Prof. Etta Wilken hat auch bereits Workshops bei uns auf dem Jahrestreffen gehalten. Weitere Informationen und Material findet man hier: https://www.ds-infocenter.de/html/guk.html

PECS

PECS (Picture Exchange Communications System, www.pecs-germany.com) wurde Ende der 1980er Jahre von Lori Frost und Dr. Andy Bondy als alternatives Kommunikationssystem zunächst für autistische Kinder entwickelt - inzwischen nutzen es allerdings viele Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen.

Die Verwendung von PECS ermöglicht es den betreffenden Personen, Kommunikation im sozialen Kontext zu verstehen und zu initiieren. Der PECS-Anwender gibt eine von ihm ausgewählte Symbolkarte seiner Kommunikationspartnerin in die Hand und erhält im Gegenzug von dieser den gewünschten Gegenstand/die gewünschte Dienstleistung. Der Vorteil von PECS ist, dass zur Anwendung kein aufwendiges oder teures Material benötigt wird.

Kommunikation erfolgt also hier mittels Bilder und Symbolen. Es wurde für PädagogInnen, TherapeutInnen, BetreuerInnen und Angehörige entwickelt und kann so in vielfältigen Zusammenhängen verwendet werden. Die betreffenden Menschen werden nach und nach dazu angeregt, Symbole zuzuordnen und in einfache bzw. später komplexere Sätze verbal umzuformen. Sprache ist nicht das Ziel, aber häufig das Resultat der PECS-Anwendung.

Vorteil: Reichhaltiges Bildmaterial, gut zu erlernen.

Nachteil: Das Kind muss das Kommunikationsmaterial stets bei sich haben.

Kommunikationsgeräte

Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan, die Geräte sind robust aber sehr handlich. Auch die Sprachausgabe ist wesentlich verbessert. Die Auswahl ist recht groß und dadurch an die jeweiligen Bedürfnisse sehr gut anpassbar.

So kann man zum Beispiel mit Ein-Wort-Äußerungen beginnen, oder man steigt mit dem Go Talk 9 (bis zu 48 Aussagen) ein. Weitere Geräte ermöglichen wesentlich mehr Äußerungen, Sätze, längere Sequenzen... Schön und gut handhabbar ist auch die in vielen Geräten bereits integrierte Kamera.

Durch Kästcheneinteilung kann das Kind hier auch gut das einzelne Bild ansteuern und treffen. Wichtig erscheint uns, dass diese Geräte ganz klar die Sprache des Kindes sind und nicht als Spielzeug, das vor sich hinredet, benutzt wird.

Vorteil: Die meisten Kinder sind begeistert von Technik, großes Interesse sehr hoher Aufforderungscharakter.

Nachteil: Das Kind muss das Kommunikationsgerät stets bei sich haben.

Kommunikationsgeräte sind anerkannte Hilfsmittel und somit werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen zu 100 Prozent übernommen. Grundlage ist das Vorliegen einer ärztlichen Verordnung. Wir empfehlen vor der Verordnung unbedingt ein Ausprobieren / Anpassen des Gerätes an das Kind in einem Einzeltermin mit dem Kommunikationsberater der entsprechenden Firma. Bei diesem Termin sollte auch darauf geachtet werden, dass nach Erhalt des Gerätes eine gute Einweisung garantiert wird, damit das Gerät wirklich in all seinen Möglichkeiten eingesetzt werden kann.

Weitere Behandlungsfelder

Weitere Behandlungsfelder in der Logopädie bei Kindern mit 5p-minus-Syndrom könnten das Training der Mundmotorik, die Verbesserung des Sprachverständnisses, der Wortschatzausbau und die Verbesserung der Hörentwicklung sein.