Das ist unser Sohn Steven. Er wurde 1985 in El Paso, Texas geboren.
4 Wochen nach der Geburt sollten wir noch mal ins Krankenhaus kommen, man wollte uns noch was mitteilen und am Telefon ginge das nicht. Im Krankenhaus erzählte uns der amerikanische Arzt was von Katzenschrei und so. Obwohl wir Englisch eigentlich sprechen und verstehen konnten, machte das trotzdem irgendwie keinen Sinn. Da er sah, daß wir nicht so recht verstanden was er denn nun ausgerechnet von uns wollte, holte er ein medizinisches Buch hervor und zeigte uns Bilder. So ganz allmählich wurde uns klar was er sagen wollte. Unmöglich. Das konnte nicht sein. Nicht unser Steven. Das ist bestimmt ein Irrtum. Als er uns das Chromosomendiagramm von Steven zeigte wurde es ganz allmählich zur Gewißheit. Er hatte sich nicht geirrt und wir hatten doch alles richtig verstanden was er gesagt hatte. Steven hat das Katzenschrei - Syndrom und wird Zeit Lebens behindert sein. Sehr schwer behindert sogar. Wir waren erschüttert. Das ganze Leben schien aus den Fugen zu geraten. Wie soll es weitergehen?
Dann kamen Fragen auf: Wie konnte das passieren? Warum wir? Wer hat Schuld? Verzweiflung, Trauer, Wut, Enttäuschung... der ganze Reigen menschlicher Gefühle wechselte sich ab. Nun, es hat eine ganze Weile gebraucht zu verstehen, daß das alles zu nichts führt und man ganz einfach die Situation akzeptieren muß wie sie ist. Ohne wenn und aber. Nachdem wir soweit waren konnten wir wieder nach vorne blicken und das Leben begann wieder Spaß zu machen.
Jetzt nach 15 Jahren (Feb. 2001) wissen wir, daß Steven vergleichsweise stark durch das Syndrom und/oder zusätzlich durch Sauerstoffmangel bei der Geburt betroffen ist. Er kann immer noch nicht laufen oder sprechen. Er ist aber ein fröhliches Kind und zeigt seine Gefühle. Er versteht es irgendwie auch andere Menschen fröhlich zu machen. Man muß ihn einfach liebhaben. Er zeigt uns immer wieder, daß man sich auch an kleinen Dingen freuen kann. Er ist eine Bereicherung unseres Lebens.So schwer uns damals die Nachricht, dass Steven behindert sein wird, getroffen hat, so froh sind wir jetzt doch ihn zu haben. Ein Leben ohne ihn können wir uns nicht mehr vorstellen.
Stevens Eltern Mario & Uwe Februar 2001)
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