Svenja besucht seit August 2001 die Kita im Heiltherapeutischen Pädiatrischen Zentrum in N. (HTZ), ca. 20 km von unserem Wohnort entfernt.
All die Gedanken (lebt sie sich ein, weint sie viel, langer Tag, ...) waren fast unnötig, da sie sich sehr schnell an ihren neuen Alltag gewöhnt hat. Es war wohl schwerer für uns sie loszulassen, als umgekehrt. Morgens gegen 8.15 Uhr kommt der Bus, - Tschüss sagen oder ein Küsschen ist oft nur lästig (frei nach dem Motto: "Ich will jetzt in die Kita, können wir endlich losfahren?") und gegen 16.20 Uhr, Freitag um 13.30 Uhr kommt Svenja freudestrahlend nach Hause.
Dann wird erstmal ihr 5 Monate alter Bruder Sören geküsst, bevor sie sich ihrem Lieblingsspielzeug widmet. In der Kita ist sie in einer Gruppe mit 5 Kindern, alle mit verschiedenen leichten oder schweren Behinderungen, einer Heilpädagogin, Kinderkrankenschwester und einer Praktikantin.
Anfangs fiel Svenja in der Gruppe die Mittagsruhe sehr schwer. Die erste Zeit hat sie wohl ziemlich in ihrem Bett randaliert und die anderen Kinder am Schlafen gehindert. Irgentwann gab Svenja auf und mittlerweile stört sie dort nicht mehr.
Da man sich nicht, wie im normalen Kita, jeden Tag sieht, gibt's ein Kommunikationsheft, indem Ereignisse und Besonderheiten vom Tag, aber auch so banale Dinge wie "...Svenja braucht neue Windeln, ... wird früher abgeholt,..." festgehalten werden. Aber dank der modernen Technik gibt es auch noch das Telefon und ab und zu dann doch Besuche in der Kita, z.B. zum verspäteten Muttertagskaffee oder um bei der Therapie dabei zu sein.
Letztere bekam Svenja am Anfang 3 mal pro Woche (Ergo und KG), da ihre Füße und Beine noch sehr problematisch sind und die Motorik gefördert werden muss. Aufgrund der Fehlstellung wird Svenja auch so schnell nicht laufen lernen. Damit sie nicht immer auf den Knien rutscht, gibt es noch den Rolli und das Fahrrad. Nur Lenken muss das Fräulein noch lernen, aber es ist eh viel lustiger, überall gegen zu fahren.
Vor kurzem hat sie auch neue höhere Orthesen bekommen, die im Moment nur schwer akzeptiert werden, weil unsere Tochter in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Sie muss jetzt auf das Krabbeln umsteigen, wie ein "Häschen zu hoppeln" ist jetzt schwieriger. Ein Alltag ohne Kita ist für unsere Familie nicht mehr vorstellbar und war eine gute Entscheidung. Svenja hat mehr Abwechslung, sie ist ausgeglichener.
Ihre Gruppe unternimmt viel: Gemeinsames Frühstück und Kochen am Mittwoch, Donnerstag Schwimmen (toll für die kleine Wasserratte), ansonsten steht noch die Wassermatratze, Lichttherapie, Turnhalle, gestalterische Tätigkeiten mit Farbe, Sand, Kleister, Naturmaterialien usw. Ausflüge in die Stadt zum Eisessen, .. zur Verfügung.
In Richtung Essen hat Svenja auch Fortschritte gemacht. Das Brot wird in die Hand genommen, mit Hilfe klappt es auch mit Löffel und Gabel alleine und sogar aus der Tasse kann sie trinken. In Gesellschaft schmeckt es wahrscheinlich nochmal so gut.
Auch die Gebärdensprache hat für sie an Bedeutung gewonnen. Svenja kann "essen und trinken", "schlafen", "fertig", "turnen" und "spielen" gebärden. Endlich hat sie eine Möglichkeit gefunden, leichter mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren, auch wenn es manchmal noch Verständigungsblockaden gibt, z.B. mit den Großeltern.
Svenjas Mutter Astrid (Juli 2002)
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