Alter zum Zeitpunkt des Briefes: 
3.0 Jahre

Endlich habe ich es geschafft,  mir die Zeit zu nehmen um euch von Lara zu berichten. Lara kam nach einer unauffälligen und problemlosen Schwangerschaft eine Woche nach Termin innerhalb von nur zwei Stunden zu uns auf die Welt. Lange hatte ich mich auf diesen Moment gefreut, doch dann ging es mir fast schon ein bisschen zu schnell. Lara wog 2.990g und war 51cm groß. Sie war so süß. Im Kreißsaal noch wurden Witze über ihre hohe Stimme gemacht: „Das gibt mal eine Opernsängerin!“

Auch über den ersten Kommentar meiner Schwester („Hört sich ja an wie ein Kätzchen.“) schmunzelten wir noch und genossen unser neues Glück. Da Lara noch Gelbsucht bekam, blieben wir eine Woche stationär im Krankenhaus. Angeblich wurde in der Zeit ein neues Gerät getestet, komisch nur, dass immer Lara die Testperson war. Im Nachhinein ist uns 100%ig klar, dass ein Verdacht bei dem leitenden Kinderarzt/Humangenetiker von Anfang an bestand. Nur leider fand er den Mut nicht uns die Wahrheit zu sagen. Stattdessen setzte er sich lieber schon mal mit unserem künftigen Kinderarzt in Verbindung, sollte der wohl diese Unannehmlichkeit erledigen. Nur gut, dass wir so eine kompetente und ehrliche Hebamme hatten! Sie teilte uns sehr rasch mit, was für einen Verdacht sie habe. Während ihrer Ausbildung hatte sie ein Baby mit Cri-du-Chat-Syndrom kennengelernt.

Als ich dann einen Tag später zum Kinderarzt ging, um Lara Blut für eine Chromosomenanalyse abnehmen zu lassen, wurde mir dort dann auch mitgeteilt, dass er und der behandelnde Arzt aus dem Krankenhaus den gleichen Verdacht hatten. TOLL!!! Auf meine Frage, warum niemand was zu uns gesagt habe, bekam ich leider keine Antwort. Dennoch hatten wir dann schon fünf Wochen nach Laras Geburt den Befund der Chromosomenanalyse in den Händen.
Das etwas nicht war wie es sein sollte, merkten wir damals recht schnell. Lara trank nicht besonders viel und gut, war immer schnell wieder müde und schlapp.

Mit etwa zwölf Wochen begann die Frühförderung und Physiotherapie nach Vojta und Bobath . Seitdem haben wir vieles geschafft, was vielleicht nicht gerade jeder für möglich hielt. Die ersten zwei Jahre waren nicht immer ganz einfach. Da war SIE, unsere doch so starke Tochter, die sich zu uns ins Leben kämpfte, und da waren WIR, ihre Eltern, oftmals noch verunsichert und bei weitem nicht so stark wie dieses kleine Mädchen.

Heute kann ich sagen – und ich glaube, ich spreche da auch für meinen Mann – wir haben es geschafft: Wir sind in unserem „normalen“ Alltag angekommen. Egal, was andere sagen, denken oder welche Blicke sie auf uns und unsere Kinder richten.

Kinder? Relativ schnell war uns klar, Lara sollte nicht alleine bleiben. Nach eineinhalb Jahren kam ihr Bruder Paul auf die Welt. Anfangs war bei Lara die Eifersucht da, heute sind sie ganz normale Geschwister, die sich Küsschen geben und sich auch mal richtig zanken.

Alles in allem kann ich sagen, dass wir eine kleine glückliche Familie sind, die eben anstatt zum Mutter-Kind-Turnen zur Physiotherapie geht.

Noch etwas zu Laras Entwicklungsstand: Alleine sitzen konnte sie im Juli 2009. Richtig krabbeln klappt erst seit März diesen Jahres, da Lara sich das Rutschen auf dem Po angewöhnt hatte, und da dies so gut klappte und vor allem so schnell, fragte sie sich wohl warum sie denn da noch was anderes lernen sollte.

Seit April läuft sie an Möbelstücken entlang, an einer Hand seit Juni und ihre ersten eigenen Schritte wagte sie im September. Natürlich müssen wir noch ganz „dolle“ weiterüben,  aber wir haben ja Zeit.

Was Essen angeht, isst Lara für ihr Leben gern deftige Speisen. Am liebsten mit schön viel Soße und fein püriert. Das war sehr, sehr lange so. Unendlich viele Versuche, sie zum Kauen zu bringen scheiterten. Seitdem sie allerdings auch auf den Beinen besser unterwegs ist, übt sie Tag für Tag das Kauen mit Salzstangen, Pom-Bär Chips und Salami. Dass dies auf einmal so gut klappt, erscheint uns mal wieder wie ein kleines Wunder.

Mit dem Sprechen passierte lange nicht viel, wobei sie nun aber auch schon immer wieder mal mehr und mal weniger los plappert. Da fallen dann Wörter wie: Mama, Papa, Oma, Opa, Anna, Ina, Puppe, Balla, Heia, Alla. In vielen Bereichen liegt sie mit ihrem Sprachverstand weit voraus. Sie versteht einfach alles. Aufgaben wie „Hole bitte mal deine Schuhe“ erledigt sie im Nu.

Lara geht seit März als einziges Integrativkind in unseren Dorfkindergarten. Wir fanden es wichtig, dass sie mit den Kindern aufwächst, die sie auch auf dem Spielplatz und auf der Straße trifft. Klar hatten wir anfangs starke Zweifel ob die Entscheidung richtig war, da der Kiga mit Integration noch gar keine Erfahrung hatte. Aber als es dann los ging und Lara ihre I-Kraft „Corinna“  ins Herz geschlossen hatte, wussten wir, dass es das Richtige war. Lara liebt es einfach, in den Kindergarten zu gehen. Wenn ich ihr Bescheid gebe, dass es gleich los geht, schnappt sie ihren Rucksack geht zur Tür und ruft lachend „Inna, Inna“. Dort angekommen hat sie sehr oft nicht mal mehr Zeit mir zum Abschied zu winken, sondern ist schwups da, wo die meisten Kinder sind. Bei diesen ist sie übrigens heiß begehrt. Es wird sich schon mal gestritten, wer Lara an die Hand nehmen darf. Lara ist bei allen Aktivitäten dabei. Wir können sagen, sie ist dort voll integriert.

Laras Mutter Susanne
 

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