Caroline ist am 9. September. 2009 große Schwester geworden. Als wir von ihrer Behinderung erfahren hatten, war für uns schnell klar, dass unsere weitere Familienplanung davon nicht beeinflusst werden sollte. Allerdings hatte ich damals Angst vor einer zweiten Schwangerschaft und sah mich schon ab dem ersten Monat in psychologischer Behandlung.
Wie so oft kam es ganz anders. Ich war während der gesamten Schwangerschaft erstaunlich ruhig und hatte nicht mehr Angst, dass etwas schief gehen könnte, als ich es in Carolines Schwangerschaft hatte. Als wir Florian dann nach fast 42 Schwangerschaftswochen endlich in den Armen hielten, zweifelten Christian und ich nicht eine Sekunde daran, dass alles in Ordnung war.
Florian guckte uns mit seinen wachen Augen an und hatte jede Menge Durst, ganz anders als Caroline damals. In der Schwangerschaft hatte ich mir allerdings oft Sorgen darum gemacht, dass Florian in unserer Familie zu kurz kommen könnte. Wieder kam es anders. Florian ist kein Kind, dass sich zu kurz kommen lässt. Er fordert mit seinem unbändigen Entdeckerdrang viel Aufmerksamkeit. Und das ist gut so. Dennoch war das erste Jahr mit zwei Kindern eine echte Herausforderung.
Besonders die logistischen Probleme mit zwei nicht laufenden Kindern hatte ich leicht unterschätzt. Seit Caroline an drei Vormittagen im Kindergarten ist und Florian jeden Tag selbstständiger wird, hat sich die Situation aber deutlich entspannt. Caroline ist eine wunderbare Schwester. Als Flo noch ein Baby war, war sie regelrecht in ihn verliebt. Seitdem sind Babys eine feste Größe in ihrem Leben. Sie wiegt Puppen oder, falls diese nicht zur Hand, auch Playmobilpolizisten in den Schlaf, ist selber ein Baby, das verwöhnt werden muss, und sagt verzückt „Baby“, wenn irgendwo ein Kinderwagen zu sehen ist.
Seit Florian krabbeln und mittlerweile auch laufen kann, hat ihr Interesse etwas nachgelassen. Caroline und Florian verstehen sich gut, spielen aber entsprechend ihres Entwicklungsstandes eher nebeneinander her. Insgesamt haben wir uns alle gut an die neue Familiensituation gewöhnt. Ich wünsche mir, dass beide Kinder spüren, dass wir stolz auf sie sind und sie über alles lieben. Mit diesem Rüstzeug wird Florian hoffentlich die Herausforderungen, die auf ihn als Bruder einer behinderten Schwester zukommen, meistern können.
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