Alter zum Zeitpunkt des Briefes: 
16.0 Jahre

Hallo meine Lieben, mir geht es nicht anders als Euch. Auch ich wurde genötigt mal wieder einen Erfahrungsbericht zu schreiben. Der einzige Vorteil Euch gegenüber ist, dass ich nicht durch Erinnerungsterroranrufe genervt wurde. Ich möchte also über Chris und seine Skoliose schreiben.

Dass Christian eine Wirbelsäulenverkrümmung hat, ist seit ca. 12 Jahren bekannt. Der Orthopäde, der diese Diagnose stellte, sagte damals bereits, dass wir später mit einer OP rechnen müssten. Er sollte leider Recht behalten. Die momentane Situation ist die, dass Chris eine Krümmung von über 100 Grad hat. Diese verursacht, dass die Organe (bei Chris Lunge und Herz ) eingeengt bzw. eingedrückt werden, und es deshalb zu Funktionsbeeinträchtigungen kommen kann. Bislang ist es so, dass Gott sei Dank weder Schmerzen noch andere schlimme Beschwerden bei Chris zu sehen sind. Auffallend ist aber, dass er schon kurzatmiger ist und er auch jeden Tag seinen Rücken massiert haben will. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er auch unter Spannungsgefühlen leidet.

Bisher sah die Therapie so aus, dass wir vor ca. 10 Jahren ein Chenau-Korsett bekommen haben. Dazu gab es Manualtherapien , KG, Schwimmen, Reiten, Kinesiologie usw. Leider haben all diese Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg gehabt. In den letzten Jahren haben wir mehrere Ärzte aufgesucht, ich möchte aber nur von den letzten drei berichten.

Der erste Arzt ist Prof. Dr. C. aus Heidelberg. Er ist zu dem Ergebnis gekommen, Chris nicht zu operieren, da ihm das Risiko zu groß ist bzw. der Eingriff zu komplex wäre und Christian aufgrund seiner Behinderung die erforderlichen Maßnahmen nicht ausreichend unterstützen könne. Außerdem wäre Chris so gut wie ausgewachsen und damit sei eine Verschlimmerung des Rückens nicht zu erwarten. Es bestünde im Moment (Stand Juni 2007keine lebensbedrohliche Situation!!!) Der zweite Arzt ist Prof. Dr. W. in Augsburg. Er empfahl, Chris innerhalb eines halben Jahres zu operieren, um eine kollabierende Wirbelsäule zu umgehen (Kompletteinbruch). Er könne diesen Eingriff aber nicht durchführen, da er keine 24h-Intensiv-Versorgung hätte, und wir sollten wieder zurück zu Prof. Dr. C. Wie der entschieden hat, habt ihr ja eben gelesen. Soweit die heiligen Worte ...

Im letzten Jahr war es so, dass wir die Entscheidung von Prof. Dr. Carstens 100% gut fanden, warum sollten wir Chris ein so große Belastung zumuten, und Gefahr laufen, eine Querschnittlähmung als größtes Risiko bei der OP zu bekommen?! Mit anderen Worten, wir waren froh dass er uns eine VERANTWORTUNG abgenommen hatte. Die Sache war vom Tisch. Dann kam der Herbst, und es stand die jährliche Untersuchung in der Schule an. Unser Schularzt war alles andere als begeistert. Er sagte: Ich bin traurig darüber, dass es für Chris keine Möglichkeit der Hilfe geben soll. Dieser Satz löste in mir Widerspruch, Unbehagen und Kampf aus. Ich zweifelte unsere Entscheidung im Sommer an. War es die Angst vor dem Ungewissen wegen des Ausgangs der OP, die drohende Querschnittlähmung, die meine Ansicht "lähmte "? Also wir hatten eine Pro- und eine Contra-Entscheidung, und es musste also eine dritte Meinung her, um das Bild abzurunden.

Der dritte im Bunde ist Dr. D. aus St. Augustin. Am Aschermittwoch haben wir uns dort vorgestellt. Nach einstündiger, intensiver Besprechung stand fest, dass ein dreitägiger stationärer Aufenthalt nötig wäre. Um zusammen mit seinen Kollegen - diese sind Herzspezialisten, Lungenfacharzt, Nervenarzt und Intensivmedizin - zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen. Er würde diese OP nur dann durchführen, wenn es ein kalkulierbares Risiko wäre . Es würde eine Entscheidung sein, die nicht einfach wäre, er könne uns mindestens fünf Gründe geben, die für eine OP wären, und genauso so viele, die dagegen sprechen.

Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen das es eine Sch....situation ist. "Wir sind dafür, dass wir dagegen sind." Wir werden zur dieser Untersuchung fahren, entweder im Mai oder im Sommer. Ich habe jetzt schon Angst vor dem Tag, wo ein Ergebnis vorliegt. Aber ich glaube, wenn Dr. D. Chris operieren möchte, werden wir dem zustimmen. Natürlich nur, wenn das Positive überwiegt. Es ist eine seelische Grausamkeit, darüber nachzudenken, ob wir ja oder nein sagen sollen. Denn wir werden erst am Ende wissen, was die richtige Entscheidung war. Es gilt also nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden. Trotz aller Angst bin ich froh, dann eine endgültige Entscheidung zu haben. Der liebe Gott wird uns bestimmt beistehen. Damit will ich den Bericht beenden, Ich hoffe, dass wir uns bald bei bester Gesundheit wieder sehen! Macht’s gut - alles Liebe für Euch.

Chris Mama Maria (April 2008)

 

Fotoalbum

Christian
Bild Sat, 11/14/2009 - 00:52
2
Bild Sat, 11/14/2009 - 00:53
3
Bild Sat, 11/14/2009 - 00:54
4
Bild Sat, 11/14/2009 - 00:55
5
Bild Sat, 11/14/2009 - 00:56