Alter zum Zeitpunkt des Briefes: 
3.0 Jahre

Geschafft!

Endlich habe ich mal wieder ein paar Zeilen über unseren Sohn zu Papier gebracht.

Robin ist im Juli 2001 "3 Jahre" alt geworden und geht seit 07.08.2001 in einen integrativen Kindergarten in Langen. Wir waren wahnsinnig gespannt, wie er die neue Situation aufnehmen und verarbeiten würde.

Im Juni 2001 hatte er an einem Nachmittag mal reinschnuppern dürfen in die neue Kindergartenwelt und war vollauf begeistert. Ganz besonders hat ihm der Aussenbereich gefallen mit Schaukel, Rutsche, kleinem Drehkarussell und vielem mehr.

Nach kleinen anfänglichen Schwierigkeiten (etwas Heimweh) fühlt er sich mittlerweile pudelwohl und will mittags meist gar nicht mehr nach Hause gehen.

Die Kindergärtnerinnen und der Zivi haben auf jeden Fall alle Hände voll zu tun, denn Robin hat nur noch Blödsinn im Kopf! Und wer ist schuld daran? Natürlich sein kleiner Bruder "Colin". Jener welcher ist vor knapp 5 Monaten vom Krabbeln ins Laufen übergegangen und zeigt seinem Bruder, was alles so möglich ist.

Nichts ist mehr sicher!

Robin hat im Sommer 2001 angefangen sich an allem hochzuziehen, was sich gerade so anbietet.

Kurz bevor er in den Kindergarten kam, fing er an, an allem entlang zu laufen, und Händchen haltend klappte es nach kleineren Startschwierigkeiten auch schon recht gut.

Denn er kann ja nicht auf sich sitzen lassen, dass sein Bruder ihm so einfach abhaut.

Wie sagte einer der Ärzte von Robin: "Herzlichen Glückwunsch, jetzt haben Sie Zwillinge".

Wir sind fest davon überzeugt, dass Colin das Beste ist, was Robin passieren konnte. Und der Altersabstand ist ideal, denn Robin ist derzeit in einer Phase, in der er unheimlich von seinem Bruder und auch vom Kindergarten lernt und profitiert. Er kann viele Dinge sehr gut umsetzen und macht für seine Verhältnisse riiieeesen Fortschritte.

Er krabbelte nie richtig, denn das Poporutschen hatte er so perfektioniert, dass sein Brüderchen so seine Mühe hatte, im Krabbeltempo Schritt zu halten.

Robin findet immer einen Weg und wenn er auch noch so umständlich ist. Er hat eine unglaubliche Willenskraft und ist unheimlich neugierig (hat er wohl von mir).

Im Dezember 2001 hat er uns das allerschönste Weihnachtsgeschenk beschert - er fing an ein paar Schritte frei zu laufen.

Seine Gleichgewichtsschwierigkeiten hat er größtenteils in den Griff bekommen und die Wege, die er mittlerweile zurücklegt, sind beachtlich. Vor kurzem hat er sich sogar aus dem Auto-Einkaufswagen gestohlen und in den nächsten Gang verdrückt. Dort hat er dann ganz still und leise mal getestet, was man so alles aus den Regalen räumen kann.

Eins ist auf jeden Fall sicher: "Robin hat unser Herz geklaut"!

Auch im Kindergarten entwickelt er sich immer mehr zum Liebling aller, denn er hat einfach eine so lockere und zugleich freundliche Art auf einen Menschen zu zugehen, die nur begeistern kann.

Wir haben allerdings noch etwas anderes auf dem Herzen, was wir unbedingt loswerden möchten (vielleicht helfen Euch die Infos):

Seit März 2001 haben wir, neben 2 x Krankengymnastik und 1 x Ergotherapie wöchentlich, mit einer weiteren Therapie begonnen: "Castillo Morales".

Empfohlen wurde uns diese Therapie von Robin's Krankengymnastin und wir möchten nun Euch von dieser Art der Therapie begeistern.

Robin’s Kau- und Schluckprobleme haben uns fast in den Wahnsinn getrieben. Bloß keine feste Nahrung - alles musste püriert sein. Jedes kleinste Bröckchen reizte ihn zum würgen. Das Würgen war meist von Erfolg gekrönt und alles oder fast alles - was wir in ihn reingekämpft haben - kam wieder heraus. Freiwillig essen war sowieso nicht angesagt, wenn überhaupt, nur unter heftigen Protest.

Für uns war klar: Wir müssen etwas tun! Genau zu dieser Zeit gab uns Frau W. (Robin's Krankengymnastin) den Tipp, "probieren Sie doch einfach mal Castillo Morales aus".

Nach einigem Hin und Her hatten wir auch eine Therapeutin gefunden (einfache Fahrtzeit leider 35-40 Minuten), aber egal dachten wir, vielleicht hilft uns diese Therapie ja weiter. Und das war ein Glücksgriff.

Die Therapie zeigt langsam aber bestimmt seine Wirkung und von unserer Therapeutin "Frau H." sind wir mehr als nur begeistert.

Seit einiger Zeit hat Robin das Kauen entdeckt und manchmal ist er sogar bereit zu schlucken. Zwar noch nicht immer - aber immer öfter. Und beim Füttern konnten wir das Kriegsbeil mit ihm weitesgehend begraben.

Das Zähneputzen findet er auch nicht mehr sooo schrecklich wie früher.

Auch im Sprechen macht er Fortschritte, die uns total begeistern. Neben den Standardworten wie Mama, Papa, Oma, Opa, Auto sind jetzt auch Worte wie Ball, Tor, Ohr, Uhr, Teddy, Puppe, oh nein und noch einige mehr hinzugekommen. Auch daran hat Frau H. einen grossen Anteil, denn sie ist zugleich auch noch Logopädin und übt fleißig mit ihm.

Sie haben sich gegenseitig ins Herz geschlossen und Robin freut sich riesig, wenn er freitags zu ihr darf.

Und noch etwas ganz besonderes haben wir ihr zu verdanken: wir durften Herrn Castillo Morales persönlich kennenlernen.

Gleich während unseres ersten Treffens fragte sie mich, ob ich nicht Lust hätte, mit Robin an einem Fortbildungsseminar mitzuwirken. Dieses Glück haben leider nur sehr, sehr wenige. Ich war gleich Feuer und Flamme, denn die Chance, Herrn Castillo-Morales persönlich kennen zulernen, wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

Kurze Zeit später stand es fest, Robin wird die Gelegenheit bekommen, für ca. 1 bis 2 Stunden mit Herrn Castillo-Morales zu arbeiten.

Während dieser Zeit beschäftigt er sich ausschließlich mit Robin und die Seminarteilnehmer (Therapeuten) schauen zu und lernen.

Wir waren sehr aufgeregt und konnten es kaum erwarten. Leider konnte mein Mann berufsbedingt nicht mitkommen. Glücklicherweise hat Frau H. einiges gefilmt, sodass er wenigstens einen kleinen Einblick bekommen konnte, wie schön und vor allen Dingen informativ das Treffen war.

Es war soweit: Herr Castillo-Morales begrüßte uns sehr herzlich und führte uns dann anschließend in einen grossen Raum.

Die Therapeuten saßen bereits im Kreis und wir gesellten uns hinzu.

Nach kurzer Eingewöhnungszeit (ca. 1 Minute) ging Robin auf Entdeckungsreise, er rutschte auf dem Popo hin und her und kundschaftete so die Anwesenden aus, die da so rumsaßen.

Herr Castillo-Morales beobachtete ihn die ganze Zeit und bombardierte mich zugleich mit Fragen. Dies dauerte so ca. _ Stunde. Danach fing er an mit Robin zu arbeiten. Er machte verschiedene Übungen mit ihm und arbeitete mit Zug, Druck und Vibrationen. Robin machte überwiegend bereitwillig mit.

Er entdeckte eine Reihe von Problemen, die Robin den Alltag erschweren.

Robin wehrte sich bislang erfolgreich, den Boden mit seinen Füßen zu berühren (und schon gar nicht barfuß). Er zog sofort die Füße ein, wenn man ihn draufstellen wollte.

Dies wurde zwar anfang 2001 besser, ließ allerdings noch sehr zu Wünschen übrig. Nachdem Herr Castillo-Morales einige Übungen mit Robin gemacht hatte, stellte er ihn auf die Füße und er blieb auf anhieb "relativ freiwillig" stehen. Sofort sagte er: "Robin braucht unbedingt und schnellstmöglich Einlagen". Und er hatte Recht, denn Robin stand total schief auf seinen kleinen Füßen. Er fragte mich, ob er nicht mal eben schnell einen Fuß korrigieren dürfte. Natürlich war ich sofort einverstanden. Und ruck zuck hatte er aus ganz weichem Material eine Einlage gefertigt, nachdem er Robin zuvor den Fuß mit Tape korrigiert hatte. Und siehe da: Auf dem korrigierten Fuß mit angetapter Einlage stand er wie eine Eins. Er gab uns die Einlage als Muster mit, wies allerdings noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die Einlage aus ganz weichem Material bestehen müsste, da Robin aufgrund seines noch sehr hohen Tastsinns in den Füßen wahnsinnig empfindlich sei.

Nun macht er sich an die Kau- und Schluckprobleme. Er versuchte ihn mit angerührtem Brei zu füttern. Robin wehrte sich natürlich in seiner bekannt liebenswürdigen Art und kämpfen war angesagt.

Der Ursprung seiner Kau- und Schluckprobleme liegt in den Reflektoren. Diese sind in seinem Mund noch sehr, sehr ausgeprägt. Er gab uns und unserer Therapeutin einige Tipps mit auf den Weg und nun heißt es wieder: üben, üben, üben und nicht verzweifeln. Wir sollen ihn ruhig alles in den Mund nehmen lassen (soweit natürlich von Größe und Schmutz verantwortbar), denn dies fördert den Abbau der extremen Überempfindlichkeit.

Wir waren auf jeden Fall hellauf begeistert von diesem Treffen und Herr Castillo-Morales lobte zum Abschluss noch einmal die ausgeprägte Art und Weise seiner Kommunikation (auch ohne viele Worte).

Die Einlagen hat uns unser Orthopäde gleich verordnet und Robin hat sie entgegen unserer Erwartungen sofort akzeptiert.

Die Kau- und Schluckprobleme sind mittlerweile auch auf dem Weg der Besserung. Die Kämpfe konnten wir nahezu einstellen und sind jetzt auf die freiwillige Variante übergegangen. Allerdings hat er noch nicht die Ausdauer, um ganz auf püriertes Essen zu verzichten. Wir geben nicht auf und üben weiter. Sein Bruder Colin hilft fleißig mit, denn er isst alles auf, was ihm in die Quere kommt und packt Robin immer wieder an seinem Ehrgeiz. Denn Ehrgeiz besitzt Robin ganz sicher.

Herr Castillo-Morales und unsere Therapeutin Frau H. verstehen ihr Handwerk und wir sind sehr stolz darauf, sie kennengelernt zu haben.

So, nun habe ich genug gequatscht.

Haltet die Ohren steif und bis bald. Viele Grüße (Stand: März 2002)

 

Fotoalbum

Robin als neugeborenes Baby
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:35
im Alter von wenigen Monaten
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1 Jahr alt
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1 Jahr alt
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:37
3 Jahre alt
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:38
10 Jahre alt
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:39
Robin beim Kartfahren