Alter zum Zeitpunkt des Briefes: 
14.0 Jahre

Die Überschrift ist unser Motto für Robins aktuelle Lebensphase. Unser Ältester ist mittlerweile 14 Jahre alt und kostet seine Pubertät voll aus. Gefühlt hat er bereits sehr früh damit begonnen. Die optischen Veränderungen – z. B. erste Haare unter den Armen und im Intimbereich – wurden erst vor gut einem Jahr sichtbar. Seine Verhaltensänderungen, die ich jetzt einfach mal auf die Pubertät schiebe, gingen allerdings schon deutlich früher los. Er wurde bockig und zickig, das kennen wir ja mittlerweile auch von Robins Bruder Colin. Dieser hat den Weg in die Pubertät nämlich seit einem knappen Jahr auch gefunden.

Bei Robin kamen irgendwann die Beschimpfungen hinzu. Zu Hause oder unterwegs hielt es sich noch im Rahmen. Meist bekamen sein Bruder oder unbekannte Dritte ihr Fett weg. Aber am meisten haben die Lehrer und Betreuer darunter leiden müssen. Ebenso erging es auch Oma, Opa und Patentante, wenn sie mit ihm alleine waren. Da hat er kein Blatt vor den Mund genommen. Ich habe mich so manches mal gewundert, wo er die ganzen Wörter überhaupt herhat. Sein Klassenlehrer hat es sogar mit dem Handy aufgenommen, damit die Psychologin im SPZ und wir uns mal ein Bild davon machen konnten, wie Robin sich so verhält. Wir waren schockiert.

Hinzu kommt: Wenn er sich in der Schule erst einmal „eingeschimpft“ hat, dann hört er auch nach Schulschluss so schnell nicht damit auf. Wir haben so ziemlich alles probiert. Auch mit Fernsehverbot zu Hause, wenn er sich in der Schule mal wieder daneben benommen hatte. Das ging sogar so weit, dass wir einen Fernseher ausgedruckt und diesen dann in sechs Kästchen unterteilt haben – und immer dann, wenn Robin sich wieder nicht zügeln konnte (im Prinzip täglich), wurde ein Kästchen schwarz angemalt. Und wenn der Fernseher dann nicht mehr zu sehen war, dann hatte er für diesen Tag zu Hause Fernsehverbot. Wir haben in der Zeit auch sehr gelitten. Denn er kann nicht nur sehr gut schimpfen, sondern auch verdammt gut betteln und weinen.

 In der Schule ging es teilweise so weit, dass er gleich morgens mit dem Schimpfen loslegte und bereits nach wenigen Minuten der Fernseher nicht mehr zu sehen war. Erst dann beruhigte er sich langsam und es ging etwas besser. Diese Methode haben wir aber nach ein paar Wochen erfolglos eingestellt – wie viele andere zuvor. Robins Klassenlehrer und ich waren deswegen gemeinsam zu einem Beratungstermin im SPZ Frankfurt-Höchst. Dort haben wir einige gute Tipps bekommen. Anschließend haben sie in der Schule versucht, seine Ausbrüche zu ignorieren bzw. weniger darauf einzugehen und ihn aus der Situation – so weit möglich – herausgenommen. Das hat deutlich besser funktioniert. Aus der Schule bekommen wir immer mehr positive Rückmeldungen. „Heute war Robin wieder ein Schätzchen“, erzählte mir sein Klassenlehrer erst letzte Woche. Sie freuen sich sehr über die Besserung und er schimpft mittlerweile auch deutlich weniger. Es geht aufwärts. Nur wenn wir unterwegs sind, müssen wir immer noch ein wenig aufpassen, dass er nicht gerade auf irgendjemanden zugeht und drauflosschimpft. Ich habe den Eindruck, dass er dies immer macht, wenn ihm etwas nicht passt, er unsicher ist oder sogar Angst vor etwas hat. Da wir den positiven Trend aus der Schule auch zu Hause spüren können, bin ich einfach guter Dinge, dass wir auch dieses Kapitel in naher Zukunft abschließen können.

Das Kapitel „Windeltraining“ können wir leider nach wie vor nicht abschließen. Und das ist immer noch ein großes Problem für uns. Die richtige bzw. passende Lösung haben wir noch nicht gefunden. Robin will einfach nicht auf sie verzichten. Falls jemand eine Idee hat – wir sind für gute Vorschläge offen!

Zurzeit macht er uns aber auch sehr viel Freude. Man merkt, dass er im Moment wieder einen Schritt nach vorne macht. Er nimmt deutlich mehr wahr als vorher und es kommen Sprüche von ihm, da verschlägt es uns echt die Sprache oder wir lachen uns total kaputt. Ich will Euch mal ein kurzes Beispiel geben: Wir saßen gemütlich am Frühstückstisch und Robin nervte zum hundertachtzigsten Mal: „Geschenke haben?“ Denn sein Geburtstag stand kurz vor der Tür und er konnte es kaum abwarten. Mein Mann Oli war mittlerweile ein klein wenig genervt und gab ganz trocken zurück: „Robin, die Geschenke sind alle weg. Ein Einbrecher hat sie alle mitgenommen.“ Robin war total entsetzt und meinte nur mit weinerlicher Stimme: „Papa, Du hast mein Herz gebrochen.“ Da sind wir fast vor Lachen vom Stuhl gefallen.

Aktuell spüren wir außerdem ganz stark, dass er wieder anhänglicher geworden ist. Er schmust, drückt und küsst uns wie verrückt. Das ist natürlich total süß und wir genießen es. Auch zu Colin scheint er mehr Nähe zu suchen. Bislang war Robin ja eher ein Einzelgänger und hat sich wenig auf seinen Bruder eingelassen. Zurzeit geht er ihm nicht wirklich von der Wäsche. Ich glaube, dass es Colin einerseits ziemlich cool findet und sich auch darüber freut – anderseits geht es ihm schon ein bisschen auf die Nerven. Auch die Öffentlichkeit muss darunter leiden, z. B. wollte er gerade letzten Freitag die Kassiererin im Saturn heiraten. Sie hat süß reagiert und ihm liebevoll einen Korb gegeben. Überhaupt findet er Frauen bzw. junge Mädchen immer interessanter. Als Robin auf dem letzten Jahrestreffen von Emily umarmt wurde, lächelte er ganz verschmitzt. Später auf dem Zimmer erzählte er mir kurz, dass er sie süß findet. Ich fand‘s goldig. Da kommt bestimmt noch einiges auf uns zu. Wir sind schon ganz gespannt.

Meine „größte Sorge“ ist aber momentan, wie wir den Winter überleben sollen. Wir waren jetzt schon drei Wochenenden hintereinander nicht auf einer Rennstrecke. Aus seiner Sicht ist das deutlich zu lang und er fordert täglich:: „Rennstrecke gehen, Rennstrecke gehen, ...“ Ich sehne also jetzt schon das Frühjahr 2013 herbei und versuche ihn mit Weihnachten abzulenken. Deshalb muss ich jetzt auch Schluss machen, denn er will mit mir zusammen am Computer noch nach ein paar Weihnachtsgeschenken stöbern. Denn da weiß er mittlerweile auch schon ziemlich genau, was er will.

 Wir wünschen Euch eine schöne Weihnachtszeit. Genießt die gemeinsamen Stunden, habt viel Spaß und rutscht gut ins Jahr 2013.

Robins Mutter Bianca

 

Fotoalbum

Robin als neugeborenes Baby
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:35
im Alter von wenigen Monaten
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:35
1 Jahr alt
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1 Jahr alt
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:37
3 Jahre alt
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:38
10 Jahre alt
Bild Fri, 11/13/2009 - 23:39
Robin beim Kartfahren