Mit dieser Frage überfiel uns Hannah kurz vor Nikolaus, und stellte und damit vor echte Probleme (nebenbei gefragt: Wie und was würdet ihr denn antworten? Ich habe das Problem an den Papa delegiert; der ist schließlich Ingenieur.....)!
Tja, kleine Kinder, kleine Fragen, größere Kinder...... Und damit zeigt sich auch mal wieder ganz deutlich, wo eine von Hannahs Stärken liegt, was man ja bei "unseren" Kindern mit CdC-Syndrom nicht glauben sollte: eindeutig im verbalen Bereich.
Nun ist die junge Dame schon 7,5 Jahre alt und besucht seit Herbst die Schule (Wer sich näher informieren möchte: (http://home.arcor.de/don-bosco-r65). Morgens fährt sie mit den Maltesern hin; mittags hole ich sie ab - die Schule liegt aber im übrigen nur 5 min. mit dem Auto von uns entfernt! Eigentlich ist die Don-Bosco-Sonderschule vorrangig Heimsonderschule, hat aber auch einzelne externe Schüler/innen. Dort wird sowohl der GB-Zweig, auch für Körperbehinderte, als auch der LB-Zweig mit Erziehungshilfe angeboten.
Hannah hat jeden Vormittag 2 Doppelstunden, wie z.B. Malen und Gestalten, Rhythmik und Psychomotorik, Religion, Musik, Sport/Schwimmen, Spiel und Gestalten, und natürlich der "Individuelle Förderplan", wo, wie der Name schon sagt, mit jedem Kind individuell gearbeitet wird. Was allerdings bei Hannahs "riesiger" Klasse von 4 Kindern sowieso schon sehr stark der Fall ist. Ihre Lehrerin erstellt immer einen Plan für ca. 1/2 Jahr, wo festgelegt wird, was Hannah in dieser Zeit in den verschiedenen Bereichen lernen soll, und der wird immer wieder überprüft und ggf. abgeändert. Etwa alle 8 Wochen setze ich mich mit der Lehrerin zusammen, und wir halten ein etwas ausgiebigeres Gespräch über alles, was mit Hannah zu tun hat. In der Schule bekommt Hannah auch 2x die Woche Krankengymnastik und ab demnächst noch wöchentlich Logopädie.
An zwei Mittagen bleibt sie auch über Mittag da, am einen, weil sie da Nachmittagsunterricht hat, am anderen, weil es bei mir beruflich bedingt ist. Sie geht dann zum Essen und Ausruhen in eine Heimgruppe, und dort hat sie sich mit einem Jungen auch dick angefreundet. Diese Gruppe ist für sie schon fast ein zweites Zuhause geworden. Hannah fühlt sich in der Schule pudelwohl, ist laut Aussage ihrer Klassenlehrerin allgemein beliebt. Seit den Herbstferien besucht sie noch zusätzlich die "Lese-Gruppe"; d.h., sie hat täglich 1 Stunde früher Unterricht, in einer Kleingruppe zu dritt, und darf sich mit den Buchstaben auseinandersetzen. Dies tut sie mit Interesse, nicht nur bei sich selbst. So fischte sie aus einer Tüte mit Buchstaben-Keksen neulich ein "O" und erklärte mir begeistert: "O wie Oguzhan" - so heißt der türkische Junge in ihrer Lese-Gruppe, wobei sich Hannah eigentlich erst mit den Buchstaben ihres eigenen Namens beschäftigen sollte....
Wie gesagt, sprachlich macht sie gerade große Fortschritte, wobei sicher auch ihr kleiner Bruder ein Ansporn ist. Die "warum?"-Fragerei hat sie eindeutig von ihm übernommen! Allerdings sind sie auch ganz typisch Geschwister - sie lieben sich und ärgern sich.... zugegeben ist es aber Hannah, die ihren Bruder triezt, und ganz genau weiß, wie! Ein typischer Dialog von der Rückbank im Auto: Hannah: "Yannic, die Ampel ist rot!" (Hannah kennt die Farben; sie weiß genau, dass grün ist!). Yannic (der die Farben von Hannah gelernt hat!): "Nein, grün!" Hannah: "Nein, rot!", Yannic: "Nein, grün!" Hannah: "Nein, rot!" Yannic (heult): "Maaaama, Hannah sagt, die Ampel ist rot!" - Hannah grinst, Yannic plärrt..... und ich wünsche mir eine Trennscheibe wie in einem englischen Taxi!
Aber es gibt auch Zeiten, wo sie sich gut verstehen und schön miteinander spielen können, z.B. in der Badewanne oder auch im Urlaub am Strand. Was Hannah noch immer schwer fällt, ist, ihr Spielzeug auszuleihen, z.B. wenn Besuch da ist. Sie weiß genau, was "ausleihen" bedeutet, denn sie selbst fragt ja auch manchmal, ob sie bei jemandem ein Spielzeug tauschen oder ausleihen darf, aber wenn es eben um ihren eigenen Besitz geht....
Ein fast hundertprozentiger Erfolg war übrigens ein Neurodermitis-Anzug für nachts, um das leidige Problem des Hände-Aufkratzens einigermaßen in den Griff zu bekommen. Tagsüber tut sie es bei weitem nicht so sehr, und sie lässt es auch, wenn man zu ihr sagt: "Nicht kratzen!", aber abends im Bett bzw. nachts oder frühmorgens.... der "Raumfahrer-Anzug", wie wir zu ihr sagen (übrigens: auf Rezept finanziert über die Krankenkasse), hat da wirklich gute Dienste getan!
Auch die Sauberkeitsfrage klappt immer besser; sauber ist sie zuverlässig, trocken, nun ja, in der Schule gibt es circa 1mal in zwei Wochen einen "Pipi-Unfall"(meistens kommt sie nicht schnell genug aufs Klo), daheim etwas mehr, da ich sie bewusst nicht regelmäßig schicke, sondern darauf baue, dass sie es selbst merkt und lernt, rechtzeitig zu gehen (wie gesagt, ihr größtes Problem dabei - sie merkt es immer, aber manchmal erst, wenn sie in Lichtgeschwindigkeit auf Klo gelangen müsste um es zu schaffen).
Über das Schlafen können wir zur Zeit auch nicht meckern; sie schläft so gegen 21.30 Uhr allerspätestens (ist aber ab halb acht in ihrem Zimmer). Morgens kommt um 7.50 Uhr der Fahrdienst, und das schaffen wir gut; manchmal muss ich sie wecken. Es kommt vor, dass sie nachts aufwacht bzw. wach ist, aber normalerweise nicht öfter als 1mal, und da schläft sie meistens alleine wieder ein (da wir Wand an Wand schlafen, bekomme ich es eben mit, wenn sie morgens um halb fünf plötzlich zu singen beginnt, wie neulich geschehen....)
So - genug erzählt; wer noch mehr wissen möchte, muss sich eben bei uns melden (gerne auch per e-mail) oder persönlich vorbei schauen!
Liebe Grüße an alle - bis zum nächsten Jahrestreffen! Beate mit Martin und Hannah & Yannic